Mikrosystemtechnik

Mikrosystemtechnik
Mi|k|ro|sys|tem|tech|nik, die:
Teilbereich der Technik, der sich mit der Entwicklung u. Herstellung von Mikrosystemen befasst.

* * *

Mikrosystemtechnik,
 
Gebiet der Technik, das sich mit Entwurf, Simulation, Entwicklung, Fertigung und Test miniaturisierter technischer Baugruppen beschäftigt. Die jeweilige Baugruppe besteht v. a. aus mikroelektronischen (Mikroelektronik), mikrooptischen, mikromechanischen oder mikrofluidischen (Mikrotechnik) Einzelkomponenten (auch miteinander kombiniert). Aufgabe der Mikrosystemtechnik ist es, die Wechselwirkung dieser Komponenten aufeinander abzustimmen und sie zu einem funktionsfähigen Gesamtsystem zu integrieren. Eine zentrale Rolle spielen deshalb rechnergestützte Entwurfsmethoden (CAD), Schichttechniken (Dickschichttechnik, Dünnschichttechnik), Verbindungstechniken, Strukturierungstechniken sowie Methoden der Signalverarbeitung (z. B. digitale Signalverarbeitung). Ein komplettes Mikrosystem (im weiteren Sinn) besteht aus einer Sensoreinheit, die eine bestimmte physikalische oder chemische Größe aufnimmt (gegebenenfalls über integrierte Kanäle und Ventile zugeführt), einer Elektronik, die die Sensorsignale verarbeitet, einem Stellglied (Aktor), das zu einer Reaktion befähigt ist, aus Leitungen, die die genannten Einheiten miteinander verbinden (mit in der Regel elektrische oder optische Signalübertragung), sowie aus einer Schnittstelle zur Außenwelt.
 
Die Vorteile der Mikrosystemtechnik bestehen v. a. in der Miniaturisierung unterschiedlicher Funktionseinheiten und deren Integration zu einem kompletten technischen System. Die Anordnung der elektronischen Signalverarbeitung am Ort der Messwertaufnahme ermöglicht eine dezentrale, störungssichere Signalverarbeitung beziehungsweise -vorverarbeitung (Interpretation, Vorverstärkung, Digitalisierung, Selbstabgleich), oft auch eine Anwendung neuer Konzepte der Informationsverarbeitung (z. B. neuronale Netze). Gegebenenfalls kann ein Funktionalitätswechsel durch Änderung der extern benutzten Software durchgeführt werden, und unterschiedliche Sensor- oder Aktoreinheiten im gleichen Mikrosystem gewähren einen hohen Grad an Multifunktionalität. Die Reduktion von Leitungsbahnen, Messvolumina und Toträumen, eine Minimierung der Zahl von Verbindungsstellen und -gliedern sowie die Redundanz gewisser Bauteile erhöhen die Zuverlässigkeit und die Reaktionsgeschwindigkeit des Systems.
 
Durch die Miniaturisierung werden bestimmte Effekte erst zugänglich gemacht (z. B. gibt es zu einem Einmoden-Lichtwellenleiter in der integrierten Optik keine Entsprechung in der »Makrowelt«) und neuartige Anwendungen ermöglicht. Die Materialersparnis bei Mikrosystemen, verbunden mit Volumen- und Masseeinsparungen sowie geringerer thermischer Trägheit und verringertem Energieverbrauch, erlaubt den Einsatz auch kostspieliger Werkstoffe und führt zur Realisierung mobiler Systeme. Daneben macht die Miniaturisierung Massenfertigungsverfahren nutzbar. Die kostengünstige Herstellung großer Stückzahlen wiederum erschließt neue Anwendungen, z. B. die flächendeckende Überwachung von Chemieanlagen, aber auch breite Anwendungsfelder im Bereich der Individualanwender (medizinische Überwachung, Umweltmesstechnik).
 
Anwendungen von Mikrosystemen finden sich in allen Bereichen der Technik. Temperatur-, Druck- und Kraftsensoren werden in der Verfahrenstechnik zur Anlagenüberwachung und im Automobilbau eingesetzt, Beschleunigungssensoren dienen z. B. als Auslöser für Airbags. Miniaturisierte Aktoren wie Miniaturmotoren werden bereits in der Medizintechnik verwendet (z. B. im Katheter). Implantierbare Mikropumpen geben wohl dosiert Medikamente an den Körper ab, und chemische Analysesysteme überprüfen kontinuierlich den Zustand des Patienten. Letztere werden auch verstärkt in der Umweltanalytik eingesetzt. Die optische Daten- und Telekommunikationstechnik nutzt verschiedenste Strukturen und Systeme für optoelektronische und faseroptische Baugruppen. Weitere Beispiele für Mikrosysteme sind Düsen für Tintenstrahldrucker, Mikroventile und -schalter, Strahlungssensoren und Wärmetauscher für Chips. Angesichts dieser breiten Einsatzmöglichkeiten gilt die Mikrosystemtechnik als eine der zukunftsträchtigsten Schlüsseltechnologien.
 
 
W. Menz u. J. Mohr: M. für Ingenieure (21997);
 S. Sinzinger u. J. Jahns: Microoptics (Weinheim 1999).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Miniaturisierung: Wozu?
 
Mikrosystemtechnik: Technische und medizinische Anwendungen
 
Miniaturisierung: Zukunft und Grenzen
 

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mikrosystemtechnik — Mikroheizung Die Mikrosystemtechnik (MST, engl. micro systems technology), selten auch Mikrosystemtechnologie, ist ein Teilbereich der Mikrotechnik und beschäftigt sich mit der Entwicklung und Herstellung von Mikrosystemen. Dabei werden… …   Deutsch Wikipedia

  • Mikrosystemtechnik: Technische und medizinische Anwendungen —   Die Möglichkeiten der Mikrosystemtechnik und Telemetrie wecken die Fantasie vieler Ingenieure, so auch die der Agrarfachleute: Kleine Sender, die jedes Stück Vieh am Ohr trägt, identifizieren jedes Tier auf der Weide, melden per Funkfernabfrage …   Universal-Lexikon

  • Institut für Mikrosystemtechnik — Eingang zur 11. Fakultät Das Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) an der technischen Fakultät (11. Fakultät) der Universität Freiburg im Breisgau ist eine deutsche Forschungsstätte auf dem Gebiet der Mikro und Nanotechnik. Mit 24 Professuren… …   Deutsch Wikipedia

  • FH Kaiserslautern — Vorlage:Infobox Hochschule/Mitarbeiter fehltVorlage:Infobox Hochschule/Professoren fehlt Fachhochschule Kaiserslautern Gründung 1971 Trägerschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Fraunhofer IPMS — Fraunhofer Institut für Photonische Mikrosysteme Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: Fraunhofer Gesellschaft Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein Sitz des Trägers: München Standort der Einrichtung: Dresden Art der Forschung …   Deutsch Wikipedia

  • Mikrostrukturtechnik — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Es fehlen Informationen zu Forschung, Ausbildung Studium, den Unterbereichen der MT und zur industriellen Anwendung. Details siehe Diskussionsseite dieses Artikels. Du… …   Deutsch Wikipedia

  • Mikrotechnologie — In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen: Es fehlen Informationen zu Forschung, Ausbildung Studium, den Unterbereichen der MT und zur industriellen Anwendung. Details siehe Diskussionsseite dieses Artikels. Du… …   Deutsch Wikipedia

  • ISIT — Fraunhofer Institut für Siliziumtechnologie ISIT Kategorie: Forschungseinrichtung Träger: Fraunhofer Gesellschaft Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein Sitz des Trägers: München Standort der Einrichtung: Itzehoe Art der Forschung …   Deutsch Wikipedia

  • Mikrotechnik — Die Mikrotechnik (auch Mikrostrukturtechnik) befasst sich mit Verfahren, die zur Herstellung von Körpern und geometrischen Strukturen mit Dimensionen im Mikrometerbereich (0,1–1000 µm) angewandt werden. Bei Strukturgrößen unter 100 Nanometer… …   Deutsch Wikipedia

  • Düörpm — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”